Digitale Kommunikation in der Arztpraxis Teil 3: Messenger-Apps
Im letzten Teil meiner Miniserie geht es um die modernste und vermeintlich unkomplizierteste digitale Kommunikationsform, den kollegialen Austausch per Messenger-App.
Seit dem Siegeszug der Smartphones erfreuen sich Messenger-Apps einer immer größeren Beliebtheit. Im Ranking der Messenger-Apps steht WhatsApp unangefochten an der Spitze. Der zum Facebook-Konzern gehörende Messenger-Dienst findet sich auf fast jedem Privat-Handy. Was liegt da näher, als ihn auch im beruflichen Umfeld zu nutzen und mal eben schnell mit einem Kollegen Befunde auszutauschen oder eine berufliche Meinung einzuholen?
Ich glaube es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass WhatsApp im beruflichen Umfeld ein No-Go ist, da WhatsApp Nutzerdaten an den Mutterkonzern Facebook weitergibt. Das ist datenschutzrechtlich natürlich höchst bedenklich. Auf die Einzelheiten möchte ich hier nicht näher eingehen. Googeln Sie einfach mal „WhatsApp und Datenschutz“ oder „WhatsApp im Gesundheitswesen“.
Doch was sind die Alternativen? Und wie weit sind diese verbreitet?
Signal
Signal ist ein kostenloser Messenger, der seinen Programmcode öffentlich zugänglich macht. Er wirbt damit, dass er sicher ist und die Privatsphäre optimal schützt. Angeblich wurde er sogar von Whist-leblower und Datenschutzaktivist Edward Snowden genutzt. Signal wird von einer gemeinnützigen Stif-tung mit Sitz im Silicon Valley in Kalifornien betrieben. Die Server stehen ebenfalls in den USA, und ge-nau darin liegt leider das Problem. Damit lässt sich Signal im beruflichen Umfeld nicht DSGVO-konform nutzen. Im privaten Bereich ist Signal jedoch eine hervorragende Alternative zu WhatsApp. Und seit WhatsApp vor kurzem Änderungen seiner Datenschutzrichtlinie angekündigt hat, haben sich etliche Menschen Signal heruntergeladen und damit auch zu einer höheren Verbreitung dieses Messengers beigetragen
Threema
Das von einer Schweizer Firma betriebene Threema ist auf Datenschutz und Datenvermeidung ausgelegt und erfordert für die Nutzung weder eine Telefonnummer noch sonstige personenbezogene Angaben. Was seine Verbreitung ausbremst ist die Tatsache, dass es nicht umsonst ist. Es kostet einmalig knapp 4 Euro und kann dann (zumindest theoretisch) lebenslang genutzt werden. Für Firmen hat Threema die Variante Threema Work im Angebot. Obwohl nicht in der EU ansässig (die Schweiz ist der EU nicht beigetreten) hat sich der Messenger die Einhaltung der DSGVO auf die Fahne geschrieben.
Dann könnte man ihn doch auch im beruflichen Umfeld ohne weiteres nutzen, werden Sie jetzt denken. Und die Antwort ist: Jein.
Die Konferenz der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder hat am 07.11.2019 ein Whitepaper veröffentlicht, das technische Datenschutzanforderungen an Messenger-Dienste im Krankenhausbereich definiert. Darin wird u.a. gefordert, dass eine Messenger-App über eine separate Authentifizierung z.B. per PIN verfügen muss. Sie muss weiterhin die Möglichkeit haben, Daten auf dem Smartphone verschlüsselt abzulegen. Beides kann Threema, allerdings muss es in den Einstellungen des Messengers extra eingestellt werden. Das wissen jedoch die wenigsten Nutzer.
Spezielle Messenger-Apps für den Gesundheitsbereich
Siilo (https://www.siilo.com/de)
Siilo ist ein kostenfreier, sicherer Messenger für medizinische Teams, der nach eigenen Aussagen strikt DSGVO-konform ist und die technischen Datenschutzanforderungen aus dem oben genannten Whitepaper erfüllt. Betrieben wird er von einer niederländischen Firma mit Sitz in Amsterdam. Datenschutzmaßnahmen umfassen u.a. eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, eine automatische Löschung von Nachrichten nach 30 Tagen, den Schutz durch PIN-Code/Touch oder Face-ID, die Verifizierung aller Nutzeridentitäten und einiges mehr. Darüber hinaus stellt Siilo zahlreiche Tools bereit, die dabei helfen, Patientendaten zu anonymisieren und zu schützen.
Wenn Siilo kostenlos ist, womit verdient die Siilo Holding B.V. denn dann ihr Geld, werden Sie sich womöglich fragen. Siilo bietet für Institutionen wie Krankenhäuser oder Medizinische Fachgesellschaften Lösungen an, die über die reine Messenger-Funktion hinausgehen.
Siilo habe ich selbst schon auf meinem Smartphone installiert und getestet. Der Messenger erscheint mir recht ausgereift zu sein und auf der Website finden sich ausführliche Informationen.
> Anleitung für den Siilo-Messenger
Weitere Messenger für das Gesundheitswesen:
Der beste medizinische Messenger nützt jedoch nichts, wenn er nicht verbreitet ist!
Mein Tipp: Sprechen Sie sich mit Ärztenetzen, Kliniken vor Ort und anderen Einrichtungen aus dem Gesundheitswesen ab und führen Sie gemeinsam einen Messenger ein.
Leider richten sich diese Messenger-Apps wieder nur an Health Professionals. Eine Kommunikation mit Patienten ist nicht vorgesehen.
Lösungen für die sichere Kommunikation mit Patienten
Wie bereits in Teil 2 meiner Serie erwähnt, wird hier die elektronische Patientenakte (ePA) neue Möglichkeiten schaffen.
Online-Sprechzimmer (https://www.meinarztdirekt.de)
Der Allgemeinmediziner Dr. med. Michael Gurr stellt mit seinem Start-up-Unternehmen eine Online-Plattform zur Verfügung, über die sich Arzt und Patient sicher schriftlich austauschen können. Der Arzt kann einen Patienten, der bei ihm bereits in Behandlung ist, in sein Online-Sprechzimmer einladen.
Nicht vergessen: Smartphone-Daten löschen!
Egal ob verschenken, verkaufen oder wegwerfen: Das Smartphone muss vorher gelöscht und alle Datenspuren beseitigt werden. Das gilt für das Privathandy, aber noch viel mehr für das Praxishandy oder jedes auch dienstlich genutzte Privathandy.
Das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik zeigt, wie das geht.
> YouTube-Video des BSI: Smartphone-Daten löschen
Alternativ wenden Sie sich am besten an die IT-Firma, welche Ihre Praxis betreut.